Pressemitteilung 13.06.22

Mit Corona und der Ukraine ist in Vergessenheit geraten wie sich die Situation von Flüchtlingen aktuell in Deutschland entwickelt hat. Als selbstorganisierte Flüchtlinge müssen wir aus den Abschiebungen der letzten 12 Monate eine erschreckende Situation aus Fällen extensiver Gewalt und offensichtlicher Verfehlung der Integrationsziele bilanzieren. Wir sind im Austausch mit den Betroffenen, die uns nach den Abschiebungen von ihrer Situation berichten. Diese Abschiebepraxis muss ein Ende finden, dann auch die kommende Abschiebung am Dienstag, den 14.06.22 wird dem ein weiteres trauriges Kapitel hinzufügen.

Johnson A. sprang am 9.05.22 aus Verzweiflung aus dem 2. Stock der Flüchtlingsunterkunft in Ludwigsburg, als Polizeibeamte ihn für die Abschiebung am Folgetag abholen wollten. Traumatisiert und mit zwei gebrochenen Beinen ist seine Situation jetzt dramatischer den je. Nach der Operation an beiden Beinen im Klinikum Ludwigsburg ist er auf unbestimmte Zeit auf den Rollstuhl angewiesen.

Ebenfalls am 9.05.22 wird der 24-jährige Goodwill O. am Abend des 1. Tages seiner Abschlussprüfungen seiner 3-jährigen Friseur-Ausbildung an der Gewerblichen Schule Waiblingen abgeholt und abgeschoben. Alle Anstrengungen und Hoffnungen nach 3 Jahren Ausbildung, mit einem Hungerlohn, enden für Goodwill nach acht Tagen Quarantine in Lagos (Nigeria) auf der Straße. Die Prüfungen am 9. Mai hat Goodwill O. bestanden, während des 2. Prüfungstages am 10. Mai sitzt er gefesselt im Abschiebeflug. Der Fürsprache seiner Ausbilderin bleibt Seitens der Behörde unbeantwortet. Im Dezember 2016 war er nach Deutschland gekommen, 2019 hatte er seinen Hauptschulabschluss gemacht. Am 26.06.22 wäre seine praktische Abschlussprüfung gewesen.

Maria Juliet O. wird bei ihrer Abschiebung im Juni 2021 gefesselt an den Armen und Händen kopfüber in das Abschiebeflugzeug gebracht. Als sie sich im Flugzeug stehen bleibt, um auf die Ungerechtigkeit ihrer Abschiebung aufmerksam zu machen, bekommt sie von einer Polizeibeamtin mit Polizeistiefel schlagartig die Füße weggetreten. Ihre Beine werden gegen die Metallverschraubungen des Sitzes geschlagen und sie erleidet eine Fraktur und sichtbare Schwellung. Sie weint den ganzen Flug. Es wird ihr nicht geholfen. In Lagos wird sie aus dem Flugzeug gebracht und vom Flughafen verwiesen. Sie leidet bis heute an diesen Schmerzen.

Die 13-jährige Gloria, die 7 Jahre bei Rosenheim zur Maria-Caspar-Filser Schule ging, fließend Deutsch spricht und Nigeria, wie alle ihre Mitschüler:innen nur aus dem Fernseher kennt wurde im Mai 2021, 2 Jahre vor ihrem Abschluss abgeschoben. Seitdem sitzt ohne jede Perspektive in Nigeria fest. Auch ihr 7-jähriger Bruder ging in Deutschland zur Schule und ihr 6-jähriger Bruder hätte im gleichen Jahr eingeschult werden sollen. Zusammen mit ihrer Mutter wurden sie alle abgeschoben. Von ihrem Vater wurde sie getrennt, der wegen seiner Arbeitserlaubnis in Deutschland bleiben durfte.

„Neben dem psychischen Druck, den Fesseln, den Abschiebezellen und den Tritten der Polizeistiefel ist ein Großteil der Brutalität gegen diese Menschen, sie trotz ihrer sogenannten Integration abzuschieben“, bewertet Rex Osa von Refugees for Refugees e.V. die Entwicklung der Abschiebepraxis der neuen Regierung. „Selbstverständlich wollen sich die Menschen integrieren, aber das System erlaubt das nicht. Trotzdem versuchen sie sich selber zu integrieren, aber am Ende kommt trotzdem die Abschiebung. Deutschland hatte zahlreiche Änderungen im Asylgesetz, aber am Ende ist alles auf Anfang, gleich null. Es sind weiterhin Abschiebungen ins Elend und das Leben, die psychische und körperliche Verfassung dieser Menschen wird kaputt gemacht“, weiß Rex Osa zu berichten, der mit alle oben genannten Betroffenen und vielen weiteren persönlich in Deutschland und Nigeria gesprochen hat. „Die Änderungen im Asylgesetz waren immer nur ein Spiel, um die Flüchtlinge zu locken, ihre Pässe abzugeben, doch im Endeffekt führen alle Gesetzesänderungen weiterhin nur zu massiven Abschiebungen“, resümiert Rex Osa, 1. Vorsitzender von Refugees for Refugees.

Für weitere Fragen und Kontakte zu den Betroffenen steht ihnen Herr Rex Osa von Refugees for Refugees zur Verfügung.

Rex Osa
Refugees for Refugees
015172207248
refugees4refugees@gmx.de

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