Aus dem Zelt-Lager Backnang

Am 19. Oktober wurden über 140 Menschen in das Lager beim Berufsschulzentrum in Backnang eingewiesen. Das Lager besteht aus drei großen Schlafzelten (60 Meter lang), zwei Küchenzelten, zwei Aufenthaltszelten, zwei Zelten mit Waschmaschinen und zwanzig Containern mit Toiletten, Waschbecken und Duschen. Das Lager ist für 436 Menschen geplant.

Menschen aus dem Lager haben uns den folgenden Bericht und Hilferuf geschickt:

  1. Unsere “Zimmer” haben keine Decken. Sie sind lediglich Abteile in riesigen Zelten. An den Verbindungen zwischen den Zeltteilen dringt Luft ein. Dies führt dazu, dass die Räume kalt sind.  Wegen der Kälte in den Räumen können unsere Kinder nicht gut schlafen, sie frieren.
  2. Bei der Heizungsanlage im Zelt, in dem die Familien leben, kommt es aufgrund eines Motorschadens ständig zu Störungen. Die Heizungsanlage reicht für das Zelt ohnehin nicht aus.
  3. Da es für Kinder die Kinder keinen Platz  zum Spielen gibt, spielen unsere Kinder im Flur der Zelte. Diese Situation verursacht übermäßigen Lärm. Da die Kinder ihre Energie nicht abbauen können, schlafen manche Kinder spät und machen Lärm. Das führt dazu, dass auch Kinder, die früher schlafen würden, nicht schlafen können.
  4. Unsere Kinder brauchen Spielzeug. Im ganzen Lager gibt es keine Spielsachen oder -geräte. Für die Kinder wird überhaupt nichts zur Verfügung gestellt.
  5. Da die Toiletten weit entfernt außerhalb der Zelten liegen, können Kinder und Frauen nachts nicht alleine auf die Toilette gehen.
  6. Toiletten und Duschen sind kaum benutzbar, da sie nicht gereinigt werden. Es besteht ein hohes Infektionsrisiko..
  7. Im Küchenzelt gibt es 10 Herde. Diese Herde sind oft defekt. Wegen des häufigen Ausfalls der Herde gibt es morgens und abends eine Warteschlange zum Kochen. Obwohl es zwei Küchenzelte gibt, dürfen wir nur eine Küche benutzen. Das führt dazu, dass Familien und Alleinstehende nebeneinander kochen müssen. Außerdem ist die Küche schmutzig, weil sie nicht gereinigt wird.
  8. Wenn es regnet, tropft in der Küche Wasser von der Decke.
  9. Unsere Kinder werden nicht an der Schule angemeldet. Die Tatsache, dass unsere Kinder nicht zur Schule gehen, führt dazu, dass sie in der Bildung zurückbleiben.
  10. Wir wollen Deutsch lernen, aber bisher haben wir keine Möglichkeit dazu.
  11. Kinder und Frauen haben chronische Krankheiten. Obwohl wir die Sozialarbeiter wiederholt informiert haben, wurde kein Arzttermin vereinbart. Die Sozialarbeiter verweisen uns nur an die Notaufnahme. Wenn wir in die Notaufnahme gehen, wird uns gesagt, dass uns ein Facharzt untersuchen soll, und wir werden zurückgeschickt. Es gibt Kinder und Frauen, die einen Termin für eine Untersuchung durch einen Facharzt brauchen.
  12. Da die Sozialarbeiter jeden Tag wechseln, finden sie keine Lösungen für unsere Probleme. Einige Sozialarbeiter werfen uns aus dem Raum, ohne uns die Möglichkeit zu geben, unser Problem zu äußern, und sagen uns, wir sollen morgen wiederkommen.
  13. Da wir keinen Dolmetscher haben, werden wir nicht verstanden, selbst wenn wir unsere Probleme äußern. Wenn wir ins Krankenhaus gehen, fragt das Krankenhauspersonal nach einem Dolmetscher.
  14. Wir wollen arbeiten. Viele von uns haben qualifizierte Berufe. Aber wir wissen nicht, wo und wie wir uns bewerben sollen. Niemand hilft uns.
  15. Unser einziger Wunsch ist es, unseren Kindern eine Umgebung zu bieten, in der sie menschenwürdig leben können.

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