Für ein kritischen Verständnis der Migration jenseits des Geredes von illegaler Migration

Das Netzwerk refugees4refugees hat im Mai 2018 mit dem Aufbau eines Migrationsinformationszentrum in Benin City begonnen. Das Ziel ist, unseren politischen Kämpfe in der Diaspora mit existierenden Kämpfen in unseren Herkunftsländern zu verbinden und basisdemokratische Kräfte für Bewegungsfreiheit in Benin City zu stärken. Das Projekt ist das Resultat aus den Erfahrungen der letzten 4 Jahren in transnationalen Netzwerken und Kooperationen.

Warum Benin City?

Für Migranten spielt Benin City eine zentrale Rolle. Viele Menschen kommen nach Benin City, um dort zu bleiben. Viele kommen aber auch nur, um Ihre Weiterreise von dort aus zu organisieren. Das kann längere Zeit in Anspruch nehmen. In Benin City finden sie professionelle Strukturen und Organisationen. Migration ist hier auch ein Geschäft. Menschenhandel, der Verkauf von Frauen in die Prostitution, gehört dazu. In Benin City stranden auch viele Abgeschobene und Menschen, die ihre Reise abbrechen mussten. Die EU bekämpft unterschiedslos jede Unterstützung von Migration.

Wozu ein Migrationsinformationszentrum?

Die Regierungen unserer Herkunftsländer sowie NGOs folgen der europäischen Linie, Fluchtursachen zu bekämpfen, indem Flucht und Migration mit allen Mitteln verhindert wird. Sogenannte Entwicklungshilfe wird als Köder für Länder des

Globalen Südens benutzt, um eine Kooperation in der Migrationsabwehr der EU zu erzwingen. Das europäische Grenzregime wird immer weiter nach Süden verschoben, auch Migration zwischen afrikanischen Ländern wird verhindert. Die Zusage der EU, sichere und legale Flucht- und Migrationswegen zu öffnen, hat sich als Mythos erwiesen.

Wir MigrantInnen werden zu bloßen Objekten degradiert, unsere Rechte, unsere Würde, unsere Wünsche und Interessen, unsere Sichtweise und unsere Erfahrungen spielen bei dieser Politik keine Rolle. Gleichzeitig fehlt, oft auch bei uns MigrantInnen selbst, ein tieferes Verständnis von Migrationspolitik – jenseits der Nachrichten über die Toten in der Sahara und im Mittelmeer.

Das MiP ist den politischen Prinzipen von refugees4refugees verpflichtet. Das ist zum einen die Forderung nach globaler Bewegungsfreiheit für alle und zum anderen die Überzeugung, dass kein Mensch illegal und rechtlos ist. Das Projekt stellt sich entschieden gegen die postkoloniale Trennung in „legale“ und „irreguläre“ Migration und konzentriert sich auf konkrete Migrationsbedürfnisse.

Das Zentrum will Einzelpersonen und Gruppen, die Interesse an migrationspolitischen Themen wie Fluchtursachen, Menschenrechte und Rechte der MigrantInnen zusammen bringen.

Was macht das MiP?

Mit Info-Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen und durch die Bereitstellung von Informationen will das Migrationsinformationszentrum postkoloniale Themen behandeln und kritische Perspektiven zu den Grenzregimen fördern. Alle Formen der Zusammenarbeit im EU-Migrationsabwehrprozess sollen hinterfragt werden. Die Einmischung in stattfindende Verhandlungen soll ermöglicht werden. Zu aktuellen Migrationsthemen werden regelmäßig Informationen verbreitet. Über die Situation von Migranten und den Kämpfen auf verschiedenen Ebenen wird in einem Blog berichtet, auch um die Vernetzung untereinander voranzutreiben.

Das Zentrum wird außerdem eine praktische Unterstützungsstruktur für abgeschobene Personen darstellen, beispielsweise werden rechtliche Informationen zur Verfügung gestellt. Abgeschobene Personen kommt als Migrationsexperten bei allen Aktivitäten des Projekts einen besonderen Stellenwert zu. Die Selbstbestimmung von Deportierten wird unterstützt. Die Kooperation verschiedener Akteure mit Migrationsinteresse und -erfahrungen wird eine andere Wahrnehmung des Migrationskomplexes ermöglichen. Wir MigrantInnen wollen in der Weltöffentlichkeit endlich als rational handelnde und denkende Menschen gesehen werden.

Zu Zeit hat das Zentrum zwei Koordinationspersonen und ein Netzwerk von Aktiven, unter denen auch einst abgeschobene Personen sind. Als Kooperationspartner konnte das lokale Youth Council gewonnen werden, um die Position junger NigerianerInnen in den kritischen Migrationsdiskursen zu stärken. Das Youth Council besteht auch auf nationaler Ebene, vereinfacht kann man sich darunter so etwas vorstellen wie Bundes- bzw. Stadtjugendringe in Deutschland.

Die Arbeit des MiP legt den Grundstein für die Errichtung eines autonomen politischen Zentrums, das erste seiner Art in der Region. Dieses Zentrum wird den Austausch von kritischen politischen Ideen und Meinungen sowie die Entwicklung politischer Aktivitäten unter Einbezug internationaler Perspektiven ermöglichen.

Tel.: +234. 8173463700  Email: migrationinfopoint@gmail.com

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2 Gedanke zu “Migration info Point (MiP)”

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